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Herzensprojekte

Zwischen Leistungssport, Studium und der richtigen Balance: Lilly Stoffelsma im Interview

Sie gehört zur deutschen Nationalmannschaft im Hockey: Lilly Stoffelsma hat uns erzählt, wie sie zum Hockey kam, warum Social Media für sie zwei Seiten hat und was ihr bei Selbstzweifeln hilft.
Lilly Stoffelsma in einem pinken Trikot lächelt in die Kamera
Copyright: DHB

NEW-Magazin | Hallo Lilly, wie bist du zum Hockey gekommen?
Lilly Stoffelsma | Ich habe mit meiner besten Freundin zusammen ein neues Hobby gesucht. Über unsere Eltern sind wir beim Hockey gelandet und geblieben. Ich bin die Erste in meiner Familie, die Hockey spielt, und wusste sofort: Das ist mein Sport.   

Was fasziniert dich am Feldhockey? 
Ich finde, es ist eine sehr attraktive Sportart, gerade für Mädchen: schnell, technisch anspruchsvoll und eben auch mal was anderes als Fußball. Ich habe meine Entscheidung, dabeigeblieben zu sein, nie bereut. 

Lilly Stoffelsma streckt den rechten Arm in die Luft und jubelt auf dem Spielfeld - Copyright Worldsportpics

Lilly Stoffelsma …

… ist Feldhockeyspielerin und spielt in der deutschen Hockeyliga und für den Düsseldorfer Hockey Club (DHC).  

Lilly Stoffelsma online: 

Bild: Copyright Worldsportpics

Welche Vorbilder hast du im Sport und hast du dir jemals mehr weibliche Idole gewünscht?  
Ich hatte nie ein konkretes Vorbild. Ich bewundere Sportler:innen, die mich durch ihre Leistung oder Persönlichkeit beeindrucken. Das Geschlecht spielt dabei keine so große Rolle für mich. 

Erfahren Frauen im Leistungssport aus deiner Sicht genug Wertschätzung? 
Es bewegt sich etwas, aber es reicht nicht. Frauen bringen dieselbe Leistung wie Männer, bekommen aber oft weniger Aufmerksamkeit – auch medial – obwohl sie dieselbe Arbeit, denselben Aufwand und dieselbe Leidenschaft in den Sport stecken. Ich wünsche mir, dass Leistung einfach als Leistung zählt. 

Was müsste sich in der Sportberichterstattung deiner Meinung nach ändern? 
Frauen im Sport sollten nicht nur in Ausnahmefällen oder in besonderen Momenten gezeigt werden. Die sportliche Leistung sollte genauso analysiert, kommentiert und gefeiert werden wie bei Männern, mit derselben Tiefe und Professionalität.

Vor dem blau-pinken Hockey-Bus der NEW von links nach rechts: Julien Keibel, Kaufmännischer Vorstand des DHB, Frank Kindervatter, Vorstand der NEW, Felix Heinrichs, OB der Stadt Mönchengladbach, Tom Grambusch, Julia Sonntag, Lilly Stoffelsma, Dennis Steins

Schon gewusst?

Die NEW ist der Hockey-Europameisterschaft 2025 in Mönchengladbach. Wer die Augen offen hält, entdeckt in Mönchengladbach vielleicht den Hockey-e-Bus der NEW. Er ist mit dem Logo der EM und den Gesichtern deutscher Nationalspieler:innen versehen. 

Wie erlebst du Social Media als Sportlerin? 
Social Media hat definitiv zwei Seiten. Einerseits kann es Sichtbarkeit schaffen und dabei helfen, als Sportlerin bekannter zu werden. Aber es erzeugt auch den Druck, immer präsent und immer „perfekt“ sein zu müssen.  

Was war dein schönster Moment auf dem Feld? 
Da gab es mehrere! Mein erstes Tor im A-Kader in Argentinien war besonders für mich. Und der EM-Titel mit der U21 – ein Moment, den ich nie vergessen werde. Dieses Gefühl, gemeinsam etwas Großes geschafft zu haben, für das man so lange gearbeitet hat, das bleibt für immer. Solche Augenblicke sind der Grund, warum ich das alles mache.  

Welche Musik läuft in deinem Kopf, wenn dein Team ein Tor schießt? 
Das wechselt ständig: Manchmal ist da einfach nur Adrenalin. Oder der Tor-Jingle, den wir vorher im Team ausgesucht haben. 

Was machst du, wenn du nicht auf dem Hockeyfeld stehst? 
Ich liebe es, draußen zu sein, sei es bei kleinen Ausflügen, beim Golfen oder bei einem guten Essen mit Freund:innen. Ich reise gerne und genieße es, neue Orte zu entdecken und dem Alltag zu entfliehen. Zeit mit meiner Familie und Freund:innen zu verbringen, ist für mich der perfekte Ausgleich. Das ist für mich wichtig, um wieder Kraft zu tanken und nicht nur in der Hockey-Welt unterwegs zu sein.

Wie bringst du Sport und Privatleben unter einen Hut? 
Es ist ein Balanceakt. Ohne gutes Zeitmanagement und ein verständnisvolles Umfeld würde es nicht funktionieren. Aber genau dieser Mix aus Hockey, Studium und Privatleben hält mich in der Spur. Wenn es zu einseitig wird, verliere ich den Fokus – egal in welchem Bereich. Es ist nicht immer leicht, aber dieser Wechsel hilft mir total, auf allen Ebenen besser zu werden.  

Wie bewertest du die Förderstrukturen im deutschen Leistungssport? 
Es hat sich einiges verbessert, etwa bei der Unterstützung während der Ausbildung oder beim Berufseinstieg. Aber es gibt auch noch Bereiche, die ausbaufähig sind, etwa bei der langfristigen finanziellen Absicherung von Sportler:innen oder bei flexibleren Modellen zur besseren Vereinbarkeit von Sport, Studium und Privatleben.  

Was würdest du deinem früheren Ich bei Selbstzweifeln aus deiner heutigen Perspektive sagen? 
Ich würde sagen: Zweifel gehören dazu, aber sie bedeuten nicht, dass du falsch bist. Du darfst unsicher sein, du darfst straucheln. Wichtig ist nur, dass du deinen Weg nicht aufgibst, weil du gerade den Ausgang nicht siehst. Es lohnt sich. Du wächst daran. Und du wirst dir irgendwann selbst dankbar sein, dass du weitergemacht hast.  

 

Danke für das Gespräch, Lilly! 

 


Parallel zu den Hockey-Championships, die vom 8. bis 17. August in Mönchengladbach stattfinden, finden auch die EuroHockey ID Championships statt. Die Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung werden unter anderem von Sebastian Jansen (Bauausführung der NEW Netz) organisiert. Für Gemeinschaft, Leidenschaft und gelebte Inklusion. 

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