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ENGAGEMENT " KINDERSCHUTZBUND VIERSEN E. V.
GESCHENKTE ZEIT
FÜR KINDER UND ELTERN
SIE B ERATEN, B ERUHIGEN, S TEHEN B EI, PACKEN A N – U ND HELFEN K INDERN, JUGENDLICHEN UND IHREN E LTERN.
DIE V IELEN FREIWILLIGEN B EIM K INDERSCHUTZBUND V IERSEN E . V. S IND MIT HERZBLUT UND F REUDE B EI DER
SACHE. E IN K LEINER ORTSVERBAND UND DE R ACHTKÖPFIGE VORSTAND, DE R E INE MENGE AUF DI E B EINE S TELLT.
Noch einmal hochziehen, drin ist sie:
Livia im blauen Ringelkleidchen hat es
geschafft und sitzt zufrieden mitten im
Planschbecken. Ohne Wasser natürlich.
Um sie herum Bälle, große, kleine,
mit Noppen, mit dünnen Fäden und
mit Licht drin. Die hat Petra Lehmann
mitgebracht, für „ihren“ Babytreff im
Hubert-Vootz-Haus in Alt-Viersen, den
sie leitet. Sieben Mütter und ihre Babys
sind heute da, das jüngste ist
sechs, das älteste 14 Monate alt. „Ich
mag den Austausch mit den anderen
Müttern, mein Sohn Alfan und ich haben
hier schon richtig gute Freunde gefunden“,
erzählt die 29-jährige Novita.
Der offene Babytreff, einer von vieren
des Kinderschutzbundes in Viersen,
ist kostenlos und braucht keine Voranmeldung.
Alle Eltern, die wollen, können
mit ihrem Nachwuchs kommen.
Nur älter als drei dürfen die Kleinen
nicht sein. „Das Angebot ist beliebt,
weil viele junge Familien wenig Geld
haben“, weiß Petra Lehmann, selbst
Mutter von drei Kindern. Für ein kleines
Honorar engagiert sich die 43-
Jährige. „Weil es mir Spaß macht und
ich jüngere Eltern gerne unterstützen
möchte. Die Förderung der Integration
von Teilnehmern aus unterschiedlichen
Kulturen und die Stärkung aller
Eltern in ihrer neuen Rolle liegt mir besonders
am Herzen.“
Selten streng, immer aufmerksam
Einige freiwillige Helfer wie Ulrike
Spielhofen blicken auf ein langes, erfolgreiches
Berufsleben zurück. „Mir
ist es in meinem Leben so gut ergangen.
Davon möchte ich etwas zurückgeben.“
Und das tut sie seit 13 Jahren.
Ihr Metier ist die Hausaufgabenbetreuung
im alten Stadthaus an der Gereonstraße,
wo der Ortsverband seinen
Sitz hat. Die Kinder, allesamt Grundschüler,
lieben sie. Die Gebühr für die
Nachmittagsbetreuung in der Schule
können sich ihre Eltern oft nicht leisten,
so Ulrike Spielhofen. Sie und ihre
Mitstreiter – drei pro Gruppe – geben
Hilfestellung, beraten, beaufsichtigen,
beruhigen und haben manchem Kind
schon den Sprung aufs Gymnasium
ermöglicht. Selten sind sie streng,
aber immer aufmerksam, helfen auch
schon mal den Eltern bei Behördengängen.
„Es ist einfach schön hier“, sagt Drittklässlerin
Sidra. Zehn Euro im Monat
kostet die Betreuung. Davon werden
Stifte, Hefte, Patronen und mehr gekauft.
Auch eine Spielgruppe, Ferienaktionen
und Mittagstische nanziert
der Kinderschutzbund – Letztere in
den Stadtteilen Robend und Dülken.
„Für viele Kinder ist es die einzige gemeinsame
Mahlzeit am Tag und wichtiger
Familienersatz“, sagt Vorstandsmitglied
Uta Petersen.
Nummer gegen Kummer
Eines der wichtigsten Projekte in
Viersen ist die „Nummer gegen Kummer“
unter der Leitung von Vorstandsmitglied
Birgitta Föhr. Um die
40 ehrenamtliche Berater wechseln
sich am Telefon ab, gut ausgebildet,
beredt und mit viel Geduld. Von Liebeskummer
bis Missbrauch reicht
die Palette der Schwierigkeiten.
„Mobbing ist immer noch ein heißes
Eisen, aber auch manche Respektlosigkeit
der Jugendlichen untereinander.“
Beide Seiten, Anrufer und Angerufener,
bleiben übrigens anonym.
Mittlerweile gibt es Beratung auch
per E-Mail. Neu ist das Kummer-Telefon
„Eltern helfen Eltern“. Hier können
sich die Großen Rat holen zu Erziehungsfragen,
Eheproblemen und
vielem mehr. Die NEW unterstützt
neben anderen Förderern die Ausbildung
neuer Elternberater mit Mitteln
aus ihrem Programm zur Vereinsförderung
in der Region.
Weichen richtig stellen
Doch der Kinderschutzbund macht
noch mehr. Er bietet regelmäßig eine
Familienberatung mit einer Kinder-
und Jugendtherapeutin an oder beteiligt
sich an Aktivitäten anderer wie
etwa am „Projekt Felix“, das Kinder
psychisch kranker Eltern unterstützt.
Auch die Mitarbeit in Gremien, Arbeitskreisen
und Runden Tischen der
Stadt ist ganz wichtig. „Hier können
wir mitgestalten und helfen, die richtigen
Weichen für Familien zu stellen“,
erklärt Uta Petersen. Sie sitzt
für den Kinderschutzbund im Jugendhilfeausschuss
der Stadt Viersen.
Nun aber steht erst einmal Weihnachten
vor der Tür, eine besondere
Zeit für alle Familien. Ulrike Spielhofen
und ihre Schüler haben kürzlich
Plätzchen gebacken und dann
mit allen gemeinsam ein schönes
Weihnachtsfest gefeiert. Geschenke,
schön verpackt für Heiligabend, gibt
es natürlich auch: Dank der Viersener
Spendenaktion „Weihnachts-
Wunschbaum“ finden sich jedes Jahr
mehr als genügend Bürger bereit,
die bedürftigen Kindern zum Fest einen
besonderen Wunsch erfüllen.