EINFACH ERKLÄRT " RENATURIERUNG UND HOCHWASSERSCHUTZ
DER BUNGTBACH
DARF WIEDER FLIESSEN
JAKOB UND M ORITZ SPIELEN GERN AM WASSER UND INTERESSIEREN S ICH FÜR A LLES, WAS DORT
KREUCHT UND F LEUCHT. HEUTE S IND S IE MIT IHREM VATER ANDREAS DIEKS A N DE N BUNGTBACH
GEFAHREN – E IN F LÜSSCHEN WIE AUS DE M BILDERBUCH. DAS WAR ABER NICHT IMMER S O.
Mit zusammengekniffenen Augen schaut sich der sechsjährige
Jakob die kleine Schnecke an, die er aus dem Bungtbach
in Mönchengladbach gescht hat. „Die ist aber winzig!“
Vorsichtig legt er sie ins Wasser zurück. Sein älterer
Bruder Moritz hat einen Wasserläufer entdeckt. Andreas
Dieks freut sich über die Begeisterung seiner Jungs für die
Lebewesen im Wasser. Der Bauingenieur leitet bei der NEW
die Abteilung Planung und Bau Abwasser und ist auch für
viele Gewässer zuständig. Und dass sie wieder sauber werden.
Der Bungtbach ist das schon. Sonst gäbe es hier nicht
so viele Insekten, Schnecken, Frösche und kleine Fische.
Alles Leibspeisen des Eisvogels. Ein Kollege von Andreas
hat den bunt schillerndenVogel hierschon mehrfach gesichtet.
„Und wo der Eisvogel brütet, ist das Gewässer gesund“,
sagt Andreas.
Zurück ins Bett
Er hat einen besonderen Platz für die kleine Exkursion ausgesucht:
Große Trittsteine liegen hier im Wasser und am
Ufer, wo Rohrkolben, Schilf, Nesseln, Weiden, Sträucher und
blühende Stauden wild durcheinander wachsen. An solchen
Stellen können Spaziergänger trockenen Fußes die Flussseite
wechseln, erzählt Andreas. „Und wir können schön spielen“,
ruft Jakob. Doch eigentlich sind sie hier, um zu erfahren,
warum der Bungtbach so sauber ist und was ihr Vater
damit zu tun hat. Denn es gibt auch Bäche, da lässt Andreas
sie nicht so nah ran, weil sie schmutzig sind und das Wasser
zu reißend ist. Der Bungtbach war auch mal so ein Bach, betoniert,
begradigt und dreckig. „Kann ich mir gar nicht vorstellen“,
sagt Moritz. Doch! „Fünf Jahre haben wir daran gearbeitet,
den Beton zu beseitigen und den Bach wieder in ein
naturnahes Flussbett zu legen“, erzählt sein Vater.
Regenwasser für den Bach
Über zwei Kilometer windet sich der Bungtbach durch eine
grüne Auenlandschaft, ist Lebensraum für gut 14.000 Panzen
und Tiere. Er mündet in den Gladbach. „Und wo ist die
Quelle?“, fragt Moritz. Die habe der Bungtbach schon lange
nicht mehr, antwortet Andreas. Regenwasser werde
über unterirdische Kanäle in den Bach geleitet. „Aber Kanalwasser
ist doch schmutzig“, protestiert Moritz. „Deshalb
trennen wir in unserem Kanalsystem Regenwasser
möglichst immer vom Schmutzwasser, das zum Beispiel
durch unsere Toiletten rauscht“, erklärt Andreas. Aber
auch Niederschlagswasser kann manchmal schmutzig
sein, wenn es zum Beispiel von einer asphaltierten Straße
abießt. Bevor es in den Bungtbach gelangt, wird es deshalb
in dem über 20 Meter langen Regenklärbecken unter
der Hardtenbroicher Straße gereinigt. Zwölf davon hat die
NEW in Mönchengladbach bereits gebaut, auch für andere
Bäche, und in Zukunft kommen noch weitere hinzu.
Kein Hochwasser dank Bungtbach-See
Die Bungtbachaue erfüllt noch einen anderen Zweck, erzählt
Andreas. Nach einem heftigen Wolkenbruch nehmen
die Uferbereiche ganz viel Regenwasser auf, bis vorübergehend
ein riesiger See entsteht. Für die Gladbacher ist
das prima, weil bei Starkregen dann keine Gullydeckel
mehr hochgedrückt und keine Straßen mehr überschwemmt
werden. Moritz hört interessiert zu. Man könne ja noch
mehr dreckige Flüsse wieder sauber machen, ndet er.
Sein Vater stimmt ihm zu. Pläne hat die NEW schon für den
Gladbach. Die Niers übernimmt der Niersverband. „Aber
wir kümmern uns nicht nur um Gewässer, sondern bauen
auch Kanäle, Regenklärbecken, Sickeranlagen und Regenrückhaltebecken“,
zählt Andreas auf. Rückhaltebecken machen
im Prinzip das Gleiche wie die Auen: Sie sammeln Regen
und verhindern so Überschwemmungen. „Sie sind
aber auch sehr viel teurer als das neue Bett für den Bungtbach“,
fügt Andreas hinzu. „Und auch nicht so schön!“,
sagt Jakob. Das sehen die vielen Spaziergänger und Radler,
die heute am Bungtbach unterwegs sind, bestimmt genauso.
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