EINFACH ERKLÄRT " WASSERAUFBEREITUNG IM SCHWIMMBAD
„Huch, ist das niedrig hier!“ Kamil
zieht den Kopf ein. Für seine elf Jahre
ist er ziemlich groß. Ideal für einen
Leistungsschwimmer, wie er einer ist.
Im verwinkelten Keller des Schlossbads
fällt sein Blick auf das Dickicht
von schwarzen Rohren unterschiedlicher
Dicke und Länge, die unter der
Decke verlaufen. Manche enden in
mannshohen Bottichen und Maschinen.
Es sind Filter und Pumpen, wie
Kamil später erfährt. An den Wänden
hängen jede Menge Messgeräte mit
bunten Lämpchen und Anzeigen.
Kamil ist beeindruckt. Um ihn herum
dröhnt und zischt es. Michael muss
fast schreien, bei dem Versuch, ihm
die Badewassertechnik zu erklären.
Kamil kennt den Badleiter gut, er ist
der „Boss“ seiner Mama, die hier als
Schwimmmeisterin arbeitet.
Im grünen Bereich
Er hält sich dicht hinter Michael. Vor
einer Wand mit Anzeigen, Röhrchen,
Ventilen und Knöpfen bleibt der Badleiter
stehen: „Unsere komplette
Messbatterie.“ Für alle Becken: Sport-,
Freizeit-, Ganzjahres- und Planschbecken
sowie für die Becken des Freibades,
die jetzt im Frühjahr noch leer
sind. Ununterbrochen wird die Qualität
des Wassers in den Becken gemessen
und kontrolliert. Michael deutet auf die
Anzeige für das Planschbecken. Vier
Werte sind zu sehen, der für die Wassertemperatur
(32 Grad), der ph-Wert
(7,05), der Chlorgehalt (0,42 Milligramm/
Liter) und das Redox-Potenzial
(776 Millivolt). Alle Werte im grünen
Bereich! Kamil stutzt: „Was heißt Redox?“
„Das ist ein Hilfsparameter, der
zeigt, wie sauber das Wasser ist. Und
dieses hier hat Spitzenqualität“, sagt
Michael. Trotzdem: Auf die Technik allein
verlassen er und sein Team sich
nicht. „Morgens und abends nehmen
wir selbst Wasserproben und überprüfen
die Werte mit einem Fotometer.“
Brillenbügel und Kaugummis
Immer tiefer dringen die beiden in den
Technikkeller vor, biegen mal links, mal
rechts ab. Vor einem großen Bullauge
hält Michael an und leuchtet mit der
Taschenlampe hinein. „Schau mal, hier
kommt das verbrauchte Wasser aus
dem Planschbecken an.“ Kamil hält die
Hand über die Augen, um etwas zu sehen.
„Immer, wenn ein Kind ins Wasser
springt, schwappt ein wenig Badewasser
in die Überlaufrinne und landet in
diesem Rohwasserbehälter“, erklärt
Michael. Unten ragt ein schwarzes
Rohr aus dem Betonbehälter. Michael
öffnet es und zieht ein grobes Sieb heraus:
ein Fänger, mit dem Haare und
Fasern, aber auch Kaugummis, P aster
oder Brillenbügel herausge scht werden.
Sie dürfen nicht in das Flügelrad
der Umwälzpumpe gelangen, die das
gebrauchte Wasser ansaugt und in den
Filter schickt. „Die Pumpe ist das Herzstück
der Badewasserreinigung, ähnlich
wie das Herz für unseren Kreislauf“,
erklärt der Badleiter.
Auf der anderen Seite des Gangs steht
ein riesiger grauer Behälter. Das ist der
Filter, der den Schmutz aus dem Badewasser
heraus ltert. Da drin sind Kies,
Quarzsand und Aktivkohle geschichtet.
Zuvor wird dem Wasser aber noch etwas
Flockungsmittel beigemischt. Das
sorgt dafür, dass auch kleinste Teilchen
wie Öle von Kosmetika, Hautpartikel
und Urin herausge ltert werden
können. „Sie verklumpen zu größeren
Stückchen, die dann in der Aktivkohle
hängen bleiben“, erklärt Michael. Kamil
rümpft die Nase, als wolle er das so genau
gar nicht wissen. „Keine Angst, das
Badewasser hat Trinkwasserqualität.
Wer hier etwas verschluckt, hat nichts zu
befürchten“, beruhigt ihn der Badleiter.
Bodenblubber
Das ge lterte Wasser ist jetzt ziemlich
frisch – zu kalt für die Badegäste. Es
wird erwärmt. Erst dann kommt das
Chlor dazu für die Desinfektion. „Wegen
der Aktivkohle haben wir im Beckenwasser
weniger Chlor als früher“, ergänzt
Michael. Ein Schuss Natronlauge
neutralisiert ganz zum Schluss den pHWert
nach der Chlorzugabe, damit das
Wasser nicht zu sauer ist. Saures Wasser
greift die Haut an.
Ins Becken zurück strömt das saubere
Wasser durch kleine Öffnungen am Boden
– ein perfekter Kreislauf. „Egal,
wann jemand ins Wasser geht, es ist
sauber“, beendet Michael seinen
Rundgang. Kamil nickt zustimmend:
„Und ich weiß jetzt auch, was da unter
den Füßen so kitzelt.“
Im Schlossbad gibt es aber noch drei
weitere Beckenkreisläufe: einen gemeinsamen
für das Sportbecken und
den Wildwasserkanal, einen für das
Freizeit- und Ganzjahresbecken und einen
für die Außenbecken. „Und wie lange
dauert es, bis das Wasser einmal
durch ist?“ Im Planschbecken etwa eine
halbe Stunde, schätzt Michael. In
den anderen Becken dauere es länger.
„Die haben ja auch viel mehr Wasser“,
nickt Kamil. Für heute hat der Sechstklässler
aber genug gelernt, er möchte
lieber noch auf einen Sprung ins Wasser.
Er weiß ja jetzt: Auf sein Lieblingselement
wird in den NEW-Bädern gut
aufgepasst!
IMMER SCHÖN SAUBER
EIN SEHR GUTER S CHWIMMER IST KAMIL, M IT V IEL TALENT. V IER M AL DIE WOCHE TRAINIERT ER
FÜR MEISTERSCHAFTEN. K LAR, W ILL E R DA W ISSEN, W IE DAS WASSER IM S CHWIMMBAD SAUBER
BLEIBT. MICHAEL PATALAG, DE R NEUE L EITER DE S S CHLOSSBADES NIEDERRHEIN, ERKLÄRT E S IHM.
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