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GESICHTER DES NIEDERRHEINS " STEFAN VERHASSELT
„HASSE SCHON GEHÖRT …?!“
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GERN AUF DE N A RM, S ONDERN AUCH S ICH S ELBST.
„Wie is et?“ „Jut.“ An einem typischen Morgen, an dem
Stefan Verhasselt in seinem Lieblingscafé in Kempen bei gutem
Wetter draußen, bei schlechterem direkt vorn am Tisch
hinter der großen Fensterscheibe sitzt und arbeitet, grüßt er
auf diese oder eine ähnliche Art und Weise sicher mehr als
zehnmal. Die Leute kennen ihn, und er kennt viele Leute.
Seit über 20 Jahren ist Verhasselt Morgenmoderator bei
WDR 4 und liebt es, da auch immer mal wieder Geschichten
vom Niederrhein einzustreuen. Nach dem Motto: „Wir am
Niederrhein nennen den bundesrepublikanischen Merkel-
Mund schlicht Schöpp-Gesicht; da weiß jeder, was gemeint
ist.“ Über Jahre sammelte er diese und viele weitere Bonmots
und stellte sie 2006 erstmals so zusammen, dass daraus
ein abendfüllendes Kabarettprogramm entstand. Und,
siehe da, seine feinsinnige Unterhaltung, die sich abhebt
von der, wie er es nennt „Fremdschäm-Comedy“, die oft unter
der Gürtellinie landet, funktioniert – nicht nur im Rheinland,
sondern in ganz NRW.
Vorbild: Hanns Dieter Hüsch
Viele dieser Redewendungen und Dialoge schnappt
Verhasselt etwa von den Nachbartischen auf, wenn er morgens
im Café seinen Kaffee trinkt. Oder beim Joggen mit
seiner Lauftreff-Truppe. In der Muckibude, wo er zwei-, dreimal
in der Woche trainiert. Oder einfach auf der Straße, im
Gespräch. „Komischerweise kann ich aber all das am besten
im Café kreativ zusammenschreiben, während im Hintergrund
mit dem Geschirr geklappert wird“, meint er verschmitzt.
„Kabarett 5.0 – Zwischen den Zeilen“ nennt der 55-jährige
gebürtige Straelener sein aktuelles, jetzt schon fünftes Programm,
mit dem er derzeit tourt. Zusammengetragen hat
er dafür jede Menge nette, mal entlarvende, mal gesellschaftskritische
Beobachtungen und kuriose Erlebnisse.
Dass viele ihn als den „modernen Hüsch“ bezeichnen,
kommt nicht von ungefähr – tatsächlich verehrte schon der
junge Verhasselt den großen Niederrhein-Kabarettisten. Und
wie einst Hüsch analysiert auch er gekonnt, pointiert und
charmant Alltagssituationen wie etwa die Redensart „Hasse
schon gehört?!“.
Krankenhausfunk in St. Tönis
Seine ersten Worte im Radio tat er mit elf Jahren beim
Krankenhaus-Funk in St. Tönis. Schon da lautete sein
Berufswunsch „Radiomoderator“, und so meinte sein Vater,
der in der Klinik die Bäckerei betrieb, eines Tages:
„Geh da mal hin!“ Von da an war es um Verhasselt geschehen
– er wollte nichts anderes mehr machen außer
Radio. Doch nach der Schule hieß es auch für ihn erst
mal von den Eltern: „Lern was Anständiges“, und so wurde
aus ihm ein Einzelhandelskaufmann, und der verkaufte
– klar – unter anderem Radiogeräte. Aber schon bald
startete er bei Radio 90,1 in Mönchengladbach durch,
wechselte zu Welle Niederrhein und landete schließlich
im Studio von Alsterradio in Hamburg. Wenn er dann
nach einem gemütlichen Wochenende bei Familie und
Freunden wieder gen Norden unterwegs war, auf der A 1,
trösteten ihn oft die hundertmal gehörten Kassetten mit
Programmen von Hanns Dieter Hüsch übers Heimweh
hinweg.
„Da geht et Telefon“
Kein Wunder, dass er der Elbmetropole nach zwei Jahren
den Rücken zukehrte und seitdem wieder seine ganze
Aufmerksamkeit dem Niederrhein widmet. Und so wohnte
er auch einige Jahre wieder in Tönisvorst, wo ja seine
Karriere begann, noch heute viele gute Freunde und ein
Teil seiner Familie leben und er regelmäßig etwa das
Weihnachtsfest im Kreis seiner Lieben feiert. Nicht nur
das: Auch beim alljährlichen Apfelblütenlauf ist er dabei –
es sei denn, es legt ihn wie im letzten Jahr ein gebrochener
Fuß lahm … Nun aber ist Verhasselt wieder fit, rockt
die Bühne – in Jeans, Hemd und Turnschuhen und mit
Sprüchen wie „Jezz kann ich wieder laufen wie en Döppken“
und „Am Niederrhein sind die Telefone beweglich,
selbst, wenn sie keine mobilen Geräte sind. Man sagt
doch gern ‚Hömma, da geht et Telefon!‘“ …
Wer Verhasselt live erleben möchte, ndet die aktuellen
Tourdaten auf seiner Website unter
www.stefan-verhasselt.de/termine
/termine