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Foto: Mar tin Leclaire
Hannah kümmert sich gern, fühlt mit,
schlichtet, wenn andere sich streiten.
Klar, dass es sie nicht kaltlässt, wenn
die Erde sich immer mehr erwärmt und
Menschen und Tiere darunter leiden. In
den Kindernachrichten sieht sie Bilder
von schmelzenden Gletschern. Forscher
machen sich Sorgen, dass der
Nordpol im Sommer bald eisfrei sein
könnte. „Dann müssen die Eisbären an
Land bleiben und nden keine Nahrung
mehr“, erklärt Hannah. Aber wieso
ändert sich das Klima eigentlich?
Renate Gluth, die Hannah ins Innovatorium
im NEW-Blauhaus eingeladen
hat, kennt diese Frage schon. Denn
die Diplom-Ingenieurin hat hier oft
Schulklassen zu Gast. Ihre Erklärung
geht so: In der Erdgeschichte hat sich
das Klima immer mal wieder gewandelt.
„Das ist also ganz normal“, stellt
Renate klar. Das Besondere am derzeitigen
Klimawandel ist jedoch seine
Geschwindigkeit. Und dass er nicht
nur natürliche Ursachen hat, sondern
vor allem vom Menschen verursacht
ist. In den vergangenen 100 Jahren ist
die Temperatur auf der Erde um ein
Grad gestiegen. Renate stellt einen
Glasbecher auf den Tisch: „Und das
hat mit dem Treibhauseffekt zu tun.“
Unsere Erde –ein Gewächshaus?
„Treibhauseffekt?“ Hannah fällt dazu
das Gewächshaus in Mamas Garten
ein, in dem Tomaten und Salate gedeihen.
Renate nickt: „Unser Klima auf
der Erde funktioniert ganz ähnlich.“
Hannah soll sich vorstellen, dass der
Glasbecher das Treibhaus ist: Wenn
die Sonnenstrahlen durch die Scheiben
einfallen, erwärmen sie die Luft
und den Boden. Durch das Glas bleibt
die warme Luft eingeschlossen, und
die Tomaten werden schneller reif.
Hannah ndet den Gedanken, dass wir
in einem Gewächshaus leben, etwas
schräg. „Unsere Erde hat natürlich keine
Glaswände – aber dafür eine Atmosphäre“,
sagt Renate. Hannah erfährt,
dass so die rund 100 Kilometer dicke
Luftschicht heißt, die unseren Planeten
umgibt. Diese Atmosphäre besteht
aus verschiedenen Gasen. Die meisten
davon sind ziemlich durchlässig,
sowohl für das sichtbare Licht der
Sonnenstrahlen als auch für die unsichtbare
Wärme, die unsere Erde wieder
zurück in den Weltraum strahlt.
„Doch manche Gase, wie zum Beispiel
Kohlendioxid, das wir als CO2
kennen, und Methan, halten die abgestrahlte
Wärme in der Atmosphäre zurück.
„Dadurch wird unser Planet zusätzlich
erwärmt – das nennt man
dann den natürlichen Treibhauseffekt“,
erklärt Renate. „Und der bringt
unser Klima so durcheinander?“, fragt
Hannah.
Zu viel des Guten
Dann sagt die NEW-Frau etwas Verblüffendes:
„Ohne den Treibhauseffekt
wäre unsere Erde eine Eiskugel.
Statt um die 15 Grad Celsius hätten
wir eine Temperatur von -18 Grad.“
Ein Leben auf unserem Planeten wäre
gar nicht möglich. Hannah denkt laut
nach: „Dann ist CO2 doch gar nicht
sooo schlecht.“ Im Prinzip schon,
meint Renate. „Aber das Problem
sind die großen Mengen an Klimagasen,
die wir in die Atmosphäre blasen.“
Seit dem Beginn der Industrialisierung
vor mehr als 100 Jahren
hätten die Menschen damit angefangen,
immer mehr fossile Brennstoffe
wie Kohle, Erdgas, Öl und Benzin zu
verfeuern. Dabei entsteht jedes Mal
CO2, das in die Atmosphäre gelangt
und den Treibhauseffekt verstärkt.
Auf großem Fuß
Um Treibhausgase zu vermeiden,
müsste man in Zukunft noch viel mehr
Energie aus Wind, Sonne, Wasser
oder Erdwärme nutzen, sagt Renate.
Diese Techniken kommen fast ohne
CO2-Emissionen aus. Hannah möchte
jetzt wissen, wie sie selbst dem Klima
am besten helfen kann. Renate gibt ihr
ein paar Tipps: weniger Auto fahren,
Halogenstrahler durch LEDs austauschen,
Lebensmittel aus der Region
kaufen. „Wir alle verbrauchen Rohstoffe
und Energie, produzieren Müll und
Abgase und hinterlassen damit unseren
ökologischen Fußabdruck auf der
Erde“, erzählt Renate. „Sollen wir mal
schauen, wie groß deiner ist?“, fragt
Renate augenzwinkernd. „Ääh, heute
lieber nicht.“ Hannah schwirrt schon
der Kopf. Sie ndet außerdem, dass
sie gar nicht auf so großem Öko-Fuß
lebt. Ganz selten lässt sie sich von
den Eltern mit dem Auto kutschieren
und sie nimmt meistens den Bus.
Wenn sie aus dem Zimmer geht,
löscht sie immer das Licht. Und sie
hat eine abschaltbare Steckerleiste.
Darauf drückt sie abends, damit alle
Geräte auch wirklich aus sind. Renate
ist schwer beeindruckt: „Weiter so,
Hannah!“
Treibhauseffekt, CO2, Öko-Fußabdruck –
dank Renate Gluth versteht Hannah den
Klimawandel besser. Das Tref fen der beiden
fand vor der Corona-Pandemie stat t.