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SIE K ANN LUSTIG. UND ZWAR R ICHTIG GUT. M IRJA B OES, G EBÜRTIG AUS DE M V IERSENER
STADTTEIL B OISHEIM, Z ÄHLT ZUR COMEDY-ELITE. UND I ST DOCH ERFRISCHEND B ODENSTÄNDIG
G EBLIEBEN.
Lässig in Jeans und Pulli kommt sie angebraust. Mit einem
Roller. Und einem ziemlich coolen Helm mit Klimperaugen
vorne drauf und bunten Smileys am Rand. Treffpunkt: eines
von Mirja Boes’ Lieblings-Restaurants in ihrem Kiez, zentrumsnah
in Köln. Sie bestellt Sushi und Avocado. „Wir machen
kein Foto, oder?“, fragt die deutschlandweit bekannte
Komikerin, TV-Schauspielerin und Sängerin sofort nach der
Begrüßung. Ihr Gesicht ungeschminkt, die blonden Haare
zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden. Ungeschminkt
auch das Gespräch.
Hupendes Publikum
„Ach, mit dem Roller ist man hier in Köln einfach schneller,
da kann man überall mal eben durch und Staus umgehen.“
Oft genug sitzt sie auch im Auto, schließlich wird nicht jede
Sendung oder Serie, in der sie mitmischt, etwa die Kochshow
„Grill den Henssler“ oder die Familien-Gameshow
„herrlich ehrlich“, in Köln gedreht. Es ist noch kein Jahr her,
da saß sie häuger auch im Flieger. Passé. Erst mal. Nein,
Mirja Boes hadert nicht mit ihrem neuen Leben, der „neuen
Normalität“, wie es so schön heißt. Gleich, als es wieder
möglich war im Frühsommer, ist sie los, mit ihrer Band
„Honkey Donkeys“: Auftritte in Autokinos landauf, landab,
auch am Niederrhein. Vor einem hupenden Publikum zu
stehen, das war auch für sie neu, aber: „Hauptsache, die
Musiker waren dabei! Die standen nach der Schließung der
Bühnen doch erst mal vor einem Scherbenhaufen.“ Für sie
selbst ging zumindest das TV-Geschäft nach einer überschaubaren
Pause weiter, unter anderem mit Dreharbeiten
für Filme und Auftritten in Quiz-Shows. Und auch die geplante
Tour wurde im Sommer in Form von Open Airs fortgesetzt.
Ab Februar 2021 möchte Mirja Boes mit ihrem neuen
Programm „Heute hü und morgen auch!“ auf Tour gehen.
Kindheitswunsch: Star werden
Als Kind verblüffte sie ihr Umfeld mit einem ungewöhnlichen
Berufsziel. „Ich wollte ein Star werden. Ganz im Ernst.
Auf einer Bühne stehen und berühmt sein. So hab ich mir
das damals vorgestellt.“ Das Ziel hat sie ohne Frage erreicht.
Mehrfach wurde sie mit dem Deutschen Comedypreis
ausgezeichnet. Solo-Auftritte in großen Hallen. Darüber
hinaus Erfolge sowohl mit Fernsehserien wie „Angie“,
„Die dreisten Drei“ und „Beste Schwestern“ als auch mit
TV-Shows. Nebenbei singt sie auch noch, hat seit 2004
sechs Alben veröffentlicht. Als Kind lernte sie Fagott und
Klavier zu spielen. Und schon als Dreikäsehoch startete sie
mit großem Erfolg bei Mundart-Wettbewerben. Gelernt hatte
sie das „Dölker Platt“ von „Omma“: „Sie hat uns Kindern,
meinem Bruder und mir, immer schöne Geschichten auf
Platt vertellt. Ich mochte das und konnte es dann irgendwann.“
Und sie kann es immer noch.
Wenn sie ihre Mutter daheim in Dülken besucht, wie im
Frühjahr zum 79. Geburtstag, dann freuen sich auch deren
Freundinnen über die berühmte „Tochter der Stadt“, die so
schön „auf dem Boden geblieben“ ist. Liegt vielleicht auch
daran, dass sie heute selbst Mutter von zwei Jungs ist. Der
Ältere, Michel, geht in die vierte Klasse: „Der kommt ganz
nach mir, so wie ich als Kind war, ziemlich ehrgeizig und
manchmal ein bisschen verbohrt, wenn ich mir was vorgenommen
hatte.“ Ihr zweiter Sohn Mattis ist acht und eher
eine Frohnatur, so die Wahl-Kölnerin: „Schon am zweiten
Schultag kam er nach Hause und meinte: ‚Ich bin der Lustigste
in meiner Klasse.‘“
Blasmusik mit Jägermeister
Mirja Boes erzählt von Whatsapp-Gruppen unter Eltern, von
den Nachbarn, mit denen sie ein gutes Miteinander pegt.
(„In der Corona-Zeit haben wir abends gemeinsam für die
Krankenhausmitarbeiter geklatscht. Dann traf man sich irgendwann
auch mal auf der Straße, um ein Kölsch zusammen
zu trinken, auf Abstand, versteht sich.“) Sie erzählt von
ihrer positiven Lebenseinstellung, die sie von ihren Eltern
„geerbt“ hat. Und diese möchte sie unbedingt an ihre Söhne
weitergeben. Denn: „Sowohl der Pessimist als auch der
Optimist haben nicht immer recht. Aber der Optimist hat
das schönere Leben.“ Und sie berichtet begeistert von ihrer
selbst gebauten Jägermeister-Panöte, auf der sie wirklich
Melodien spielen kann, von denen sogar ihr Tontechniker
fasziniert ist. Die Fläschchen hatte sie während des Lockdowns
in einer Tankstelle gekauft. Das Stimmen des Instruments,
also das Befüllen der einzelnen kleinen Gefäße mit
Wasser in unterschiedlicher Höhe, übernimmt sie vor jedem
Auftritt selbst.
Auf ihrem neuen Instagram-Kanal kann man all das sehen,
hören und erleben. Auch sie mit einer rosafarbenen Mütze,
die die Form eines Tintenschs hat, auf dem Kopf. Und das
ist dann der Moment, in dem man sich erstaunt die Augen
reibt: Ja, Mirja Boes ist eine sportliche, kluge, lebensweise
Frau. Sie ist 49. Aber sie wirkt wie ein supergroßer Schluck
prickender Prosecco. So frisch. So belebend. Und als sie
weg ist, dreht sich die Kellnerin lächelnd nach ihr um. „Die
kenne ich vom Fernsehen. Die ist lustig.“
Auf ihrer Website www.mirja-boes.de nden sich alle Termine
für die nächsten Live-Auftritte sowie TV-Sendungen
und -Filme.
/www.mirja-boes.de