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TRINKWASSER " K ATHARINA GREVEN
BESTES TRINKWASSER
HEUTE UND MORGEN
WAS IST DRAN A M NITRAT-PROBLEM? UND WIE SORGT DI E NEW AUCH IN
ZUKUNFT FÜR E INWANDFREIES TRINKWASSER? H YDROGEOLOGIN K ATHARINA
GREVEN, M ITARBEITERIN DE R NEW NIEDERRHEINWASSER, ERKLÄRT DAS
WICHTIGSTE.
Frau Greven, das Trinkwasserversorgungsgebiet der
NEW ist geprägt von Landwirtschaft. Was heißt das
für die Sicherheit und Qualität unseres wichtigsten
Lebensmittels, Stichwort: Nitrat?
Man muss unterscheiden zwischen Grundwasser und
Trinkwasser. Ja, es gibt Probleme mit Nitrat, das wollen
wir nicht kleinreden. Aber problematische Belastungen
finden sich nur im Grundwasser. Das NEW-Trinkwasser
liegt durchweg weit, weit unter dem Grenzwert, meist
sogar 50 Prozent darunter.
Wie kann das sein? Die NEW nutzt doch Grundwasser-
Brunnen ...
Ja, aber je tiefer man bohrt, desto weniger Nitrat hat das
Grundwasser gewöhnlich. Wir haben 65 Brunnen in verschiedenen
Tiefen bis 150 Metern. Um absolut einwandfreies
Wasser zu liefern, mischen wir es.
Wo bleibt denn das Nitrat, das von Feldern mit dem
Regen versickert?
Der Niederschlag sickert jedes Jahr etwa einen Meter
weiter ins Erdreich, bis er das Grundwasser erreicht.
Dort lagert, besonders weiter unten, Pyrit. Dieses Mineral
sorgt dafür, dass sich das Nitrat in mikrobiellen Prozessen
abbaut, auf ganz natürliche Weise!
Praktisch, dann müssen sich die Verbraucher also
keine Sorgen machen.
Das müssen sie ohnehin nicht. Trinkwasser ist eines der
hochwertigsten Lebensmittel überhaupt. Ein zertifiziertes
Labor kontrolliert einmal im Jahr das Grundwasser, viermal
im Jahr das Wasser der Brunnen und wöchentlich
unser Trinkwasser. Zusätzlich stehen wir in regelmäßigem
Austausch mit dem Gesundheitsamt. Aber die NEW
muss an die Zukunft denken. Der Boden kann nicht ewig
Nitrat abbauen. Das Pyrit nimmt dabei ab.
Kann man das Wasser nicht nachträglich reinigen?
Das ist aufwendig und teuer. Wir setzen auf Vorbeugung
und Forschung. Schon seit über 25 Jahren haben wir Kooperationen
mit aktuell rund 350 Landwirten. In Viersen gibt
es Prämien, wenn Bodenproben nach der Ernte wenige
Rückstände von Dünger zeigen. In Mönchengladbach fördern
wir Maßnahmen zur Stickstoffverminderung: zum Beispiel
abgeerntete Maisp anzen stehen zu lassen statt umzup
ügen. Dadurch bleiben Stickstoffreste des Düngers
gebunden und bilden kein Nitrat. Bei Getreide hilft eine Zwischenfrucht,
die den übrigen Stickstoff aufnimmt. Jedes
Milligramm Nitrat, das wir zurückhalten, schont die Ressourcen
und die natürliche Reinigungskraft des Bodens.
Und wie arbeitet die NEW mit der Forschung zusammen?
Traditionell arbeitet die NEW eng mit den regionalen Hochschulen
zusammen. Insbesondere im Bereich des Grund-
und Trinkwassers gibt es zahlreiche Forschungsergebnisse,
die bundesweit Beachtung gefunden haben. Zurzeit stellt
die NEW zum Beispiel für fünf Masterarbeiten an der RWTH
Aachen Betriebsmittel und Ressourcen zur Verfügung. Ein
wichtiger Schwerpunkt dieser Forschung ist der Nitratabbau
im Grundwasser.
Um was für Forschungen handelt es sich da?
Es geht zum Beispiel darum, wie die exakten Nitrat-Abbauprozesse
ablaufen und wie schnell diese voranschreiten.
Nach letzten Erkenntnissen hält der Pyrit-Vorrat, der
diesen Abbau ermöglicht, noch für einige Jahrzehnte an.
Das heißt, die Kooperation nützt beiden Seiten.
Ja, sicher. Hydrogeologen, die sich mit Wasser in der Erdkruste
beschäftigen, sind froh, solche Daten zu erhalten. Gleichzeitig
kann die NEW die Resultate nutzen, zum Beispiel, um
gute Standorte für neue Brunnen zu nden. Eine klassische
Win-win-Situation. Und die Kunden pro tieren auch!