So viele Rohre, dick wie Laternenpfähle.
In allen möglichen Farben. Und erst
die riesigen Tanks, Einfamilienhäuser
sind nichts dagegen. Max (16) und Tim
(12) sind schwer beeindruckt. Das
Wasserwerk hatten sie sich eine Nummer
kleiner vorgestellt. „Wo ist denn
überhaupt der Anfang dieses Labyrinths?“,
fragt Max seinen Vater. „Zeige
ich euch!“, sagt Lothar und nimmt
Tim an die Hand. Max stapft hinterher.
Auch er habe einige Zeit gebraucht,
um sich hier zurechtzunden, erzählt
Lothar. Er muss ein wenig schreien,
um das Brummen der Pumpen zu
übertönen. Mittlerweile arbeitet der
gelernte Gas- und Wasserinstallateur
schon 14 Jahre hier. Er kontrolliert die
Dichtungen, macht kleine Reparaturen
selbst und dokumentiert die ein- und
ausgehenden Wassermengen.
Wasser für 35.000 Menschen
Über einen langen Gitterweg, etwa einen
Meter überm Boden, wandert er
mit Max und Tim bis ans andere Ende
der Halle. Da kommt das Wasser an.“
Lothar Wehner zeigt auf vier dicke
Rohre, zwei dunkelgrüne und zwei
braune, die waagerecht aus der Wand
ragen und nahtlos in die Rohrleitungen
in der Halle übergehen. „An den dunkelgrünen
hängen zwei Tiefbrunnen“,
erzählt er. Die benden sich draußen
unter der Erde. Aus 60 Meter Tiefe holen
sie das Grundwasser hinauf. Die
dicken braunen sind mit Horizontalbrunnen
verbunden. Auch die sehen
die Jungs nicht. 20 Meter reichen sie
in die Tiefe. Das Grundwasser liegt
hier sehr hoch, deswegen geht es
auch mit den flacheren Brunnen.
„Über zwei Millionen Kubikmeter
Trinkwasser pro Jahr speist Gatzweiler
ins Galdbacher Versorgungsnetz ein.
Das sind rund 800 olympische
Schwimmbecken voll“, verdeutlicht
Lothar. Max staunt: „Krass!“ Gut
35.000 Menschen beziehen ihr Wasser
von hier. Doch in den dunkelgrünen
und braunen Leitungen – jetzt entdecken
die Jungs auch noch graue über
sich – ießt noch kein Trinkwasser, erklärt
Lothar. Erst wenn es aufbereitet
ist, spricht man von Trinkwasser. Das
rauscht dann durch hellgrüne Rohre.
Aber die sind noch weit weg.
Hermetisch abgeriegelt
Eigentlich kann ihr Vater viel vom Wasser
erzählen. Bis jetzt haben Max und
Tim noch keinen Tropfen gesehen. „Wo
ist jetzt das Wasser?“, fragt Tim ungeduldig.
Lothar Wehner schaut amüsiert:
„Verstecken spielt es jedenfalls nicht
mit euch. Die Brunnen, Filteranlagen
und alle Tanks müssen hermetisch abgeriegelt
sein, damit das Wasser nicht
verschmutzt.“
Max zeigt auf die Flucht der riesigen
Stahltanks vor sich: „Was passiert
hier?“ Darin wird das „Rohwasser“ aufbereitet.
In den acht auf der einen Seite
benden sich Filteranlagen mit Sand
und Hunderten kleinen Filterkerzen am
Boden. Sie entfernen Eisen und Mangan
aus dem Wasser. „Vorher geben
wir Sauerstoff hinzu, damit die Stoffe
ausocken“, erklärt Lothar.
Stilles Wasser
Eisen bendet sich nur in dem Rohwasser
aus den Tiefbrunnen. „Das
muss also erst mal raus, bevor es mit
dem aus den Horizontalbrunnen gemischt
wird. Unter Druck ießt das
Wasser dann in die turmhohen Riesler
auf der anderen Seite – zur Entspannung.
Das Rohwasser läuft über Waben
nach unten, zerstäubt und verliert die
natürliche Kohlensäure. „Das ist wie bei
einer Sprudelasche. Wenn ihr die öffnet,
lässt der Druck nach, die Kohlensäure
entweicht.“ Tim wird hellhörig:
„Sprudel – warum lässt man den nicht
gleich drin?“ „Die Kohlensäure würde
die Innenwände der Wasserrohre angreifen“,
sagt Lothar belustigt. Zum
Schluss läuft das Wasser durch die
Mangan-Filter. Danach ist es endlich
Trinkwasser.
Doch damit nicht genug. Das Trinkwasser
bleibt unter ständiger Beobachtung.
Online, in der Verbundleitzentrale an
der Odenkirchener Straße, checken
die Wasser-Pros alle wichtigen Werte.
Und einmal in der Woche untersucht ein
unabhängiges Wasserlabor eine Probe,
erzählt Lothar.
Ein Teil des aufbereiteten Trinkwassers
wird zum Ausgleich der täglichen Verbrauchsspitzen
in einem riesigen Reinwasserbehälter
gespeichert. Doch das
meiste wird direkt ins Versorgungsnetz
gepumpt. Stolz zeigt Lothar auf eine
Maschine mit königsblauem Gehäuse:
„250.000 Liter in der Stunde schafft
diese neue Pumpe hier. Dabei ist sie
kleiner als die beiden alten und benötigt
viel weniger Energie.“ Die alten bleiben
aber in Reserve – für heiße Sommer, in
denen der Wasserverbrauch sprunghaft
ansteigt. „Oder wenn Deutschland bei
der WM spielt – dann rauschen in der
Halbzeit die Toilettenspülungen.“ Der Vater
lacht. In der Familie sind alle Fohlen-
Fans. Der zwölfjährige Tim kickt selbst.
Eine Flasche frisch gezapftes Trinkwasser
hat er auf dem Platz immer dabei.
EINFACH ERKLÄRT " WASSERWERK GATZWEILER
VOM BRUNNEN
ZUM WASSERHAHN
FÜR DI E SPORTSKANONEN TIM UND M AX G IBT E S K EINEN B ESSEREN DURSTLÖSCHER A LS L EITUNGSWASSER. W O E S
HERKOMMT UND WARUM E S S O GUT S CHMECKT? DAS W EISS IHR VATER LOTHAR W EHNER, DE R IM MÖNCHENGLADBACHER
WASSERWERK GATZWEILER ARBEITET. HEUTE L ÄSST E R SEINE JUNGS HINTER DIE KULISSEN BLICKEN.
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