Klingt nach Sommer: Wie uns Musik unter freiem Himmel verbindet
Warum gehen wir eigentlich auf Festivals? Klar, wegen der Musik, aber nicht nur. Es geht ums Draußensein, ums Entdecken, ums Teilen. Um das Gefühl, neue Künstler:innen live zu erleben, bevor sie vielleicht durch die Decke gehen. Um das eine Lied, das man vorher nicht kannte und plötzlich wochenlang nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Regionale Klänge, offene Bühnen, echtes Erleben
Oft schotten wir uns ab: in der Bahn, beim Spazieren, beim Einkaufen. Doch wenn wir das Smartphone und die Kopfhörer mal zur Seite legen und Musik aktiv erleben, wird sie mehr als bloßes Hintergrundrauschen. Und dafür müssen wir nicht einmal weit fahren, denn während sich große Musikfestivals mit Superlativen überbieten, liegt die eigentliche Magie oft direkt vor der Haustür. Auf kleinen Bühnen, in Parks, mit dem Getränk in der Hand zwischen Klappbänken auf grüner Wiese, fühlt sich alles gleich viel wohliger an.
So wie beim NEW-Musiksommer in Mönchengladbach und Umgebung. Hier kommen Menschen zusammen – nicht wegen eines Headliners, sondern wegen der Atmosphäre. „Von Anfang an war unser Wunsch, Veranstaltungen zu schaffen, die für die Menschen in der Region gratis sind – aber umso mehr zurückgeben“, sagt Sara Gabriel, koordinierende Mitarbeiterin bei der NEW. „Es geht um echte Begegnungen, um Musik, die aus unserer Region kommt und Herzen berührt. Es geht darum, gemeinsam unvergessliche Momente zu erleben. 'Umsonst und draußen' ist für uns mehr als ein Slogan.“
Sound, Spirit und viel Gefühl
Musik, das zeigt die Konzertreihe seit vielen Jahren, ist generationsübergreifend, lokal verwurzelt und bringt die verschiedensten Menschen zusammen. So auch bei Sound and Spirit, ein Chor aus dem Mönchengladbacher Stadtteil Venn.
Was einst als Jugendchor begann, ist heute ein 40-köpfiges Ensemble mit einem Repertoire von rund 300 Titeln. „Drei Sänger:innen sind noch von Anfang an dabei“, erzählt Chorleiter Klaus Müßeler. Dass der Chor auch nach 50 Jahren nicht stehen bleibt, ist für Müßeler selbstverständlich: „Nur wenn man sich weiterentwickelt, bleibt man lebendig. Chöre, die sich musikalisch nicht erneuern, verschwinden irgendwann.“
Auch in Krisenzeiten gab man den Ton nicht auf: Während der Pandemie probte man kurzerhand im Auto oder nahm Einzelstimmen per Handy auf, um sie später zu einem Gesamtwerk zu mischen. „Wir haben in Autos gesessen und über Mikrofone gesungen – verrückt, aber es hat funktioniert.“
Kölscher Charme trifft Kultstatus
Wer Karneval sagt, muss auch RABAUE sagen. Die fünfköpfige Band gehört seit Jahrzehnten zur rheinischen Musiklandschaft wie das Bützje zur Bütt. Doch RABAUE können mehr als Schunkel-Klassiker. Sie stehen für generationsübergreifende Lebensfreude, Momente zum Mitsingen und ein ganz eigenes Gefühl von Heimat, egal ob mitten im Fastelovend oder beim sommerlichen Open-Air.
Seit Jahren gehören sie zur festen Größe im rheinischen Musikleben und auch der NEW-Musiksommer ist für sie ein Heimspiel: „Der Musiksommer ist eine sehr schöne Veranstaltung, die sich mit der Musikkultur in unserer Region befasst“, so die Band. Besonders in Erinnerung geblieben ist der Band ein Auftritt bei über 30 Grad: „Trotz der Hitze haben die Fans gesungen und getanzt: von Kindern, Erwachsenen bis zu Menschen mit Behinderung. So etwas macht uns einfach Spaß.“
Ihren eigenen Bandnamen nehmen sie mit Humor: „Früher gab es in Köln Straßenkünstler, die Vier Rabaue und daher kommt dieser Name. Rabaue klingt ja nach Rabauke. Das sind wir aber überhaupt nicht.“ Eher gut gelaunt, heimatverbunden und gerne draußen unterwegs, am liebsten mit einem Cocktail in der Hand und einem ihrer Sommer-Lieblinge im Ohr: „Sunshine Reggae, Like Ice in the Sunshine oder unser eigenes Insellied.“
Stimme, Strahlkraft, LaVoice
Beim NEW-Musiksommer stehen in diesem Jahr auch neue Gesichter auf der Bühne, darunter LaVoice & Band. Frontfrau Sonja LaVoice bringt Soul, Funk und Gospel auf die Open-Air-Bühne und ein Lebensgefühl, das man nicht inszenieren kann. „Ich liebe es, auf Festivals zu sein. Das bringt Leute zusammen, sorgt für gute Laune. Man fühlt sich frei. Musik verbindet, egal welches Genre, Alter, Religion oder Hautfarbe.“
LaVoice steht für eine starke Stimme und spürbare Emotion. „Ich bin Soul- und Funk-Sängerin, aber durch die Vielfalt der Band fließt viel Unterschiedliches in unsere Interpretationen ein.“ Auch deshalb sind kleine, kostenlose Festivals wie der NEW-Musiksommer für sie mehr als eine Bühne: „Solche Formate sind einfach wunderbar – nicht nur für Musiker:innen, auch für Familien und alle, die einen besonderen Tag erleben wollen.“
Warum regionale Musik zählt
Die Frage ist nicht, ob Adele besser singt als ein Heimatchor. Sondern: Was brauchen Städte, um einen eigenen Sound zu finden? Und was brauchen Menschen, um sich verbunden zu fühlen?
Beim NEW-Musiksommer lautet die Antwort: Musik, die für alle zugänglich ist. Musik, die nicht aus fernen Stadien, sondern aus der Region kommt. Musik, die Menschen zusammenbringt: draußen, mitten im Leben. „Ziel war es von Anfang an, eine kostenfreie Veranstaltung zu bieten, um den Menschen in der Region ein besonderes Highlight zu ermöglichen“, erklärt Sara Gabriel. Heute ist daraus eine Veranstaltungsreihe mit rund 10.000 Besucher:innen pro Jahr geworden.
Wer spielt den Sommer-Soundtrack?
Die Auswahl der Künstler:innen beim NEW-Musiksommer folgt keinem Trendbarometer. Stattdessen zählt Vielfalt: Jazz, Oldies, Pop, Schlager, Chor. „Wir achten sehr auf regionale Talente“, so Gabriel. „Es ist schön zu sehen, wie sehr das Publikum das auch schätzt. Viele kommen gezielt wegen einer bestimmten Band, bleiben aber für das Gesamterlebnis.“ Denn der Sommer hat kein festes Genre. Er schwebt mal in Gospel-Harmonien, klingt mal kölsch, mal soulig, mal nach Musik zum Mitsingen. Und das Wichtigste: nach Heimat.
Der NEW-Musiksommer bringt Menschen zusammen, feiert lokale Musik und schafft unvergessliche Momente unter freiem Himmel. Seit über 25 Jahren engagiert sich die NEW für kulturelle Angebote in der Region und unterstützt dabei auch soziale Projekte. Gemeinsam mit Partner:innen entsteht so ein Erlebnis, das die Region bereichert.