Netz der Zukunft
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Michael Heres, Michael Steffens
(beide NEW Netz), Dr. Christoph
Schäfer (Stornetic), Pascal
Gerold (Regionetz) und Daniel
Jessen (Bioenergie Jessen)
neben dem Schwungradspeicher
DREI TESTSZENARIEN
Und das waren die Szenarien, zu denen das NEW-
Projektteam seine Tests fuhr:
Szenario 1 – Netzführung nach dem Ampelkonzept:
eine Art Frühwarnsystem für kritische Netzsituationen.
Im Ampelfarben-Monitoring wird bei dieser
Art der Netzführung der aktuelle Netzstatus kontinuierlich
beobachtet und gleichzeitig die zukünftige
Netzsituation mithilfe von Wetterdaten prognostiziert.
Engpässe, Überlastungen, Spannungsabfälle
oder andere kritische Netzsituationen werden früh
angezeigt und teils automatisiert verhindert oder
behoben.
Szenario 2 – Flexibilität (Systemdienstleistung)
Mit den sogenannten Systemdienstleistungen werden
kontinuierliche Korrekturen im Netzbetrieb vorgenommen.
Sie sorgen dafür, dass Spannung und Frequenz
jederzeit stabil sind. Bisher übernahmen vor allem
konventionelle Kraftwerke diese „Korrekturleistungen“.
Die sollen allerdings nach und nach abgeschaltet werden.
Die Alternativlösung des Quirinusprojekts: Über
das Quirinus-Control Center werden überschüssige
Energiemengen regenerativer Anlagen regional gebündelt
und vorgehalten. Kommt es in einem übergeordneten
Netz zu Engpässen oder Ausfällen, stellt das
virtuelle Kraftwerk diese gebündelten Energiemengen
zur Verfügung und hilft so bei der Stabilisierung der
kritischen Netzsituation.
Szenario 3 – Inselbetrieb
In diesem Szenario wird nach einem Blackout ein
kleiner Netzbereich vom restlichen Netz abgetrennt.
Bei den Blackout- und Stresstests, die das NEW-Team
in Gangelt fuhr, zeigte sich: Der Hybrid aus Schwungradspeicher
und BHKW konnte dank seiner Reaktionsgeschwindigkeit
und besonderen Konstruktion auch
ältere Anlagen wie die Biogasanlagen erfolgreich in
das Inselnetz integrieren und einen stabilen Wabenbetrieb
herstellen.
TESTS – EIN VOLLER ERFOLG
Nach dem Ende der Versuche beginnt nun die Auswertungsphase.
„Schon die ersten Ergebnisse zeigen:
Die NEW-Versuche in Gangelt waren ein voller Erfolg.
Allerdings brauchen wir jetzt natürlich noch Zeit, um
alle Daten genau zu analysieren“, so die Zwischenbilanz
von Projektleiter Michael Heres.
Ein wenig wird es also noch dauern, bis Quirinus als
Herr über die Stromquellen seinen Dienst am Niederrhein
aufnehmen kann.
Die Quirinus-Projektpartner
Das Verbundprojekt Quirinus hat ein Budget von rund sechs Millionen
Euro. Die Hälfte kommt von den beteiligten Unternehmen, die andere
Hälfte von der EU und dem Land Nordrhein-Westfalen. Die NEW allein
hat 700.000 Euro investiert in das über drei Jahre lang laufende
Forschungsprojekt. Folgende Unternehmen sind an Quirinus beteiligt:
regionetz aus Eschweiler, Infrawest aus Aachen, Leitungspartner GmbH
aus Düren, RWE Power aus Köln, SAE It-Systems aus Köln, 2G Energy
aus Heek, ETC STORNETIC aus Jülich, das Solarinstitut Jülich der
Fachhochschule Aachen und das Energiewirtschaftliche Institut der
Universität Köln.