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Den Tag, an dem Norbert Vettel ihm die Hose zerriss, wird Kai Ebel immer in Erinnerung behalten. In guter Erinnerung. „Papa Vettel sagte damals zu mir: Wenn der Jung’ heute Weltmeister wird, dann reiß ich dir die Hose kaputt“, erzählt der Formel-1-Moderator. Mit vier Punkten Vorsprung gewann Sebastian Vettel 2010 in Abu Dhabi vor seinem Rivalen Fernando Alonso und sicherte sich damit den Weltmeistertitel. Ebels Hose sicherte niemand. „Zum Glück waren wir nicht live auf Sendung“, sagt Ebel rückblickend und lacht. Geschichten wie diese kann der Mönchengladbacher, der seit 1992 bei der Formel 1 vor der Kamera steht, zuhauf erzählen. Darüber, wie ihm Michael Schumacher 1995 eine Sektdusche verpasste, wie er bei seinem ersten Besuch in Sao Paulo nur mit einem McDonalds- Stadtplan bewaffnet durch die Stadt irrte oder auch über den Wandel der Formel 1 von den frühen 90ern bis heute. „Es ist alles sehr viel professioneller geworden – und deutscher“, sagt Ebel. Melbourne ist sein Lieblingsrennen Australien, Abu Dhabi, Monaco, Japan – Kai Ebel ist ständig unterwegs. Das Reisen war es auch, das für ihn den Reiz an der Formel 1 ausmachte. Denn der Diplomsportlehrer mit dem extravaganten Modegeschmack war ursprünglich Fußballreporter. Erst als RTL 1992 die Rechte für die Übertragung der Bundesliga an SAT. 1 verlor, schulte er um. „Mein Chef bot mir damals einen Job in der Formel 1 an. Ich hatte aber keine Ahnung davon und auch keine große Lust darauf“, sagt der heute 53-Jährige. Nach seinem ersten Grand Prix in Barcelona änderte sich das schlagartig. „Ich merkte, wie facettenreich dieser Sport ist und welche Möglichkeiten er mir persönlich bietet“, erzählt Ebel. In diesem Jahr macht Ebel 450 Einsätze voll. Sein Lieblingsrennen ist das in Melbourne, dicht gefolgt von den deutschen Rennen am Hockenheimring. „In der Heimat ist es immer etwas Besonderes“, sagt er. Auch nach 26 Jahren bringt Ebel noch ab und zu Souvenirs von seinen Reisen mit. „Ich importiere gerne landestypische Getränke für meine Hausbar“, erzählt er. Im Laufe der Jahre haben sich seine Reisen verändert: „Früher bin ich für ein paar Tage nach Australien geogen, dann ein paar Tage nach Hause und anschließend für ein paar Tage nach Malaysia. Das mache ich heute nicht mehr.“ Ebel achtet nun mehr auf seinen Biorhythmus und seine Fitness und bleibt zwischen zwei Rennen möglichst in der gleichen Klima- und Zeitzone. Zu Hause geht er joggen und hält sich mit Boxen t. Ein typischer Niederrheiner Jemand, der überall auf der Welt arbeitet, könnte auch überall auf der Welt leben. „Das stimmt“, sagt Kai Ebel, „aber ich verbinde mit Gladbach viele tolle Erinnerungen.“ Seit seiner Geburt lebt er hier, unterbrochen nur von zwei Ausügen nach Willich und nach Korschenbroich. „Humor, Schlagfertigkeit und der Glaube, dass das Glas immer halb voll ist“, das seien seine typisch niederrheinischen Charakterzüge. Mit seiner Frau Mila wohnt er am Bunten Garten, das Paar hat zwei Pferde und einen Hund. Aus erster Ehe hat Ebel zudem zwei Kinder. Wenn er gerade nicht irgendwo unterwegs ist, feuert er die Borussia im Stadion an. Zu Weihnachten besucht er regelmäßig das Weihnachtsdorf auf dem Alten Markt. Sein größter Wunsch für seine Heimatstadt: „Dass es in der Altstadt irgendwann wieder so schön und kultig wird wie früher.“ 27 Foto: MG RTL D/Lukas Gorys


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