„ICH B IN I M H ERZEN
SEHR BODENSTÄNDIG.
ICH K ANN G ROSSE
ROBE U ND R OTEN
TEPPICH, A BER I CH
BRAUCHE D AS N ICHT,
UM GLÜCKLICH ZU SEIN.“
Ulrike von der Groeben
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GESICHTER DES NIEDERRHEINS
" ULRIKE VON DER GROEBEN
Mit Effet rückt sie sich einen Stuhl zurecht,
setzt sich hin, legt Handy und
Geldbörse auf den Tisch, nippt an ihrem
Cappuccino und lächelt. Dass
Ulrike von der Groeben gerade 65 geworden
ist, sieht man ihr einfach überhaupt
nicht an und kann es irgendwie
auch nicht glauben. Super schlank,
sehr sportlich, absolut natürlich und
unkompliziert. Hier in der Kantine des
Fernsehsenders RTL in Köln am
Rheinufer wirkt sie neben all den jungen,
wuseligen RTL-Kollegen und -Kolleginnen
nicht „alt“, sondern mittendrin.
Dennoch merkt man nach
wenigen Worten: Hier spricht eine, die
genau weiß, was sie sagt, die Lebenserfahrung
mitbringt und dieses ganze
TV-Theater seit Jahren aus dem Effeff
kennt. So leicht bringt sie nichts aus
der Ruhe. Oder doch?
Kindheit am Bökelberg
„Ich kann auch schon mal laut werden“,
sagt Ulrike von der Groeben lachend,
„auch ungerecht, wenn mir was
nicht passt, wenn ich’s schon dreimal
gesagt habe oder einfach ungeduldig
werde. Das haben auch meine Kinder
schon mal zu spüren bekommen. Aber
dann ist es raus. Und nach wenigen
Minuten ist der Ärger wieder verraucht.
Ich bin nicht nachtragend.“
Am 21. März 1957 wurde die Sportmoderatorin
als Ulrike Elfes in Mönchengladbach
geboren, als zweites von
vier Kindern. Ihr Vater war Hautarzt,
die Familie wohnte in einer Etagenwohnung,
alle vier Kinder in einem
Zimmer. Als der Jüngste zu groß für
die Wiege wurde, war das neue Eigenheim
für Familie Elfes am Bökelberg in
Rufnähe zum Stadion fertig und endlich
gab es mehr Platz. „Wir waren damals
gefühlt jeden Tag draußen, immer
in Bewegung und viel auch auf
dem Sportplatz“, erinnert sie sich. Sie
spielte Tennis und eine Zeitlang auch
Fußball, „allerdings nur auf dem Bolzplatz
mit den Jungs, so richtige Mädchenmannschaften
gab es damals
noch nicht, jedenfalls nicht bei uns.“
Die große Freiheit
Als junges Mädchen half sie in der
Arztpraxis ihres Vaters, um das Taschengeld
aufzubessern. Kurz vor und
nach dem Abitur an der Bischöichen
Marienschule kellnerte die 18-Jährige
erst in Kneipen wie „Markt 26“ und
„St. Vith“, jobbte dann bei einer Service
Werkstatt der Post: „Telefone
konnte man damals nur ausleihen, und
wenn man umzog oder die kaputt waren,
gab man sie zurück und die Teile
mussten überholt werden. Das hab ich
gemacht.“ Wochen später hatte sie
genug Geld zusammen für ihr erstes
eigenes Auto, einen Ford 12M: „In
Lindgrün, das Modell nannte man
auch Badewanne, jedenfalls war es für
mich die große Freiheit.“ Zum Studium
ging es für die sportive Blondine erst
nach Münster („Da fand ich es aber zu
langweilig“), dann nach Aachen, Germanistik
und Geschichte bis zum Magister.
„Ich hatte für die Aachener Zeitung
schon den einen oder anderen
Artikel geschrieben, wollte auch gern
Journalistin werden, wusste aber nicht
genau, wie.“ Da kam ihr der Tipp eines
Bekannten sehr gelegen: Die Redaktion
von „Radio Luxemburg“ suchte eine
Volontärin – eine super Chance für
die angehende Reporterin!
Pendeln nach Luxemburg
Gesagt, getan, eine Woche später hatte
sie den Vertrag in der Tasche, ein
POWERFRAU
MIT HERZ
UNKOMPLIZIERT, F REUNDLICH UND KOMPETENT, DAS I ST U LRIKE VON DER
GROEBEN, DI ENSTÄLTESTE SPORTMODERATORIN BEIM FERNSEHSENDER
RTL. DIE WAHLKÖLNERIN WURDE 1957 IN MÖNCHENGLADBACH G EBOREN,
WUCHS H IER MIT IHREN DR EI G ESCHWISTERN AUF, I ST S EIT JAHRZEHNTEN
FAN DE R FOHLENELF UND G ERN AUCH B EI H EIMSPIELEN DABEI.